Am Dienstag, dem 11. 2., ist Europäischer Tag des Notrufs 112. Anlass für das Rote Kreuz im Kreis Borken, auf die Wichtigkeit der Nummer hinzuweisen. Er wurde 1991 europaweit eingeführt. Lange Jahre dauerte es auch in Deutschland, bis sich die Bürger die Nummer einprägten.
Es hat sich jetzt offenbar grundlegend geändert. „Die Bekanntheit von 112 ist mittlerweile gegeben“, sagt Ortwin Dördelmann, Praxisanleiter im Rettungsdienst des Roten Kreuzes im Kreis Borken und ausgewiesener Fachmann in Sachen Erster Hilfe. „Die Notrufnummer ist natürlich Bestandteil unserer Erste-Hilfe-Ausbildungen.“
9000 Bürger nahmen 2019 im Kreis Borken an einer Erste-Hilfe-Ausbildung teilImmerhin 9000 Personen im Kreis Borken absolvierten im Jahr 2019, darunter auch Mitarbeiter aus Unternehmen, eine Erste-Hilfe-Ausbildung. Sie werden über die Ortsvereine oder den Kreisverband angeboten. Termine gibt es auch wochentags, nicht nur samstags. Sie können online eingesehen werden unter www.ErsteHilfe.DRKBorken.de.
Die Lehrgänge seien nicht nur für Führerscheinneulinge (als Pflicht) geeignet – jeder könne als Ersthelfer zum Einsatz kommen – abgesehen davon, dass er dazu gesetzlich verpflichtet sei. Dördelmann: „Erste Hilfe ist nicht schwer. Nur wer nichts tut, macht einen Fehler. Wichtig ist, im Kopf eine gewisse Barriere zu durchbrechen.“
Wichtig: die fünf Ws
Schwerpunkte der Ausbildung sind fünf Ws, die abgefragt werden: „Wo, was, wie viele, welche Verletzungen, Warten auf Rückfragen.“ Der Rotkreuz-Mitarbeiter ist auch Notfallsanitäter: „Über die fünf Ws sollte sich jeder Ersthelfer Gedanken machen, bevor er die 112 ruft. So werden ihm vom Ansprechpartner in der Rettungsleitstelle schnell Nervosität und Angst genommen, die ganz natürlich sind bei einem Notfall – vor allem, wenn es sich um nahestehende Personen handelt wie Verwandte, Freunde oder Arbeitskollegen.“ Die richtigen Informationen seien „wichtig, damit schnell die Rettungsmittel vor Ort sind“.
Reanimation übers Telefon Vor einigen Jahren erinnert sich Ortwin Dördelmann, war mithilfe einer Ersthelferin und eines Mitarbeiters der Leitstelle eine Reanimation eines Kindes von Erfolg gekrönt. Die Frau befolgte die notwendigen Maßnahmen am Notfallort, die ihr telefonisch vermittelt wurden. Der Rotkreuz-Mann: „Die Ersthelfer erhalten Unterstützung und das gibt Sicherheit.“
Das Rote Kreuz bekräftigt in diesem Zusammenhang daran, dass der Notruf 112 tatsächlich nur bei Notfällen gewählt werden solle – und nicht für Krankheiten, für die eigentlich der Hausarzt zuständig sei. Das komme immer wieder und nach wie vor zu oft vor, sagt Ortwin Dördelmann. „Die Menschen rufen die 112, statt die des Hausärztlichen Notdienstes; das ist die 116117. „Das geschieht oft mittwochs nachmittags, wenn Praxen geschlossen sind, am Wochenende und feiertags – häufig sind Ungeduld und Unkenntnis die Ursachen.“ Und die Folgen könnten unabwägbar sein: „Wenn der Rettungstransportwagen zu einem Erkrankten fährt, der eigentlich zum Hausarzt gehen sollte, kann der Herzinfarkt zwei Straßen weiter nicht versorgt werden.“
Im Übrigen sei die Erste-Hilfe-Ausbildung stark verändert – komplett vereinfacht – worden. Das Motto heute: „Einfach mit wenigen Handgriffen.“ Praxisanleiter Dördelmann: „Die kann jeder umsetzen. Es wird Wert auf die Mündigkeit und Selbstständigkeit gelegt. Weniger ist mehr, damit sich der Ersthelfer auf der Straße auch mehr zutraut.“ Und beim Ruf von 112 der Leitstelle sogleich über die wichtigen fünf Ws informieren kann.
Hintergrund
Der europaweite Notruf 112 wurde 1991 eingeführt, um – zusätzlich zu den nationalen Notrufnummern – eine einheitliche Notrufnummer in allen EU-Mitgliedstaaten verfügbar und Notdienste insbesondere für Reisende leichter erreichbar zu machen. Seit 1998 müssen die Mitgliedsstaaten gemäß EU-Vorschriften gewährleisten, dass alle Nutzer von Festnetz- und Mobiltelefonen die Nummer 112 gebührenfrei anrufen können. Seit 2003 müssen die Telekommunikationsbetreiber den Rettungsdiensten Informationen zum Standort des Anrufers übermitteln, um ein rasches Auffinden von Unfallopfern zu ermöglichen. Im
Um die tatsächliche Einführung des Notrufs 112 zu gewährleisten, hat die EU in den vergangenen Jahren 17 Verfahren wegen Vertragsverletzung gegen 15 Länder eingeleitet.
(Quelle: wikipedia)